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Entwicklung zum
„Dekorationsstück“ ein Teufelskreis |
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Allgemeine Infos zum Bearded Collie: Auf der Seite der Bearded Collies |
Weil irgendwann Langhaar zum „Superlanghaar“ mutierte und Unterwolle zu
einem üppigen Pelz wurde. Weil irgendwann ein Züchter eine seltsame
Vorstellung von Schönheit hatte und solch einen Hund ausstellte. Weil irgendwann ein Ausstellungsrichter diesen Hund sah und
ihn besser bewertete als die Konkurrenten. Weil die anderen Züchter auch Hunde haben wollten, die so gut
bewertet werden. Deshalb wurden die
überzüchteten Champions die Eltern der nächsten Generation. Weil mit der Zeit immer mehr Hundekäufer(innen!) – ohne über die
Folgen nachzudenken – meinten: „Das sieht ja hübsch
aus!“ Sie kauften solche Hunde
– als Dekorationsstück
oder um ihren Pflegetrieb zu befriedigen. Der „Show-Beardie“
war geboren, u. a. mit breitem, weißem „Show-Kragen“ (verantwortungsvolle
Züchter bevorzugen bis heute Elterntiere mit wenig Weiß, aus Gründen der
Vitalität). Weil daraufhin immer mehr Züchter für ihre
„attraktiven, schönen“ Hunde warben und immer länger und
üppiger behaarte Beardies hervorbrachten, um auf Ausstellungen
immer mehr Pokale zu bekommen. Weil immer mehr Pokale den Welpenkäufern imponieren und dadurch mehr
Hunde zu verkaufen sind ...
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Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit. Voltaire ___________________________________ |
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„Die Hunde müssen
ja gut sein“, denkt sich der nicht aufgeklärte Welpenkäufer, wenn er die
prämierten Showhunde und die Pokale sieht. Dass diese Beardies nicht
standardgerecht sein könnten, kommt ihm nicht in den Sinn; denn ein
prämierter Hund muss ja wohl dem Rassestandard entsprechen. Offiziell
schon ... |
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Wenn
ein überzüchteter Beardie körperlich manchmal nur noch in der Lage ist,
einen halbstündigen Spaziergang durchzuhalten (Knochenbau, Herzprobleme),
so ist das den bequemen Menschen von heute leider oft nur recht. Manche
dieser Hunde können vom Körperbau her so schlecht laufen, dass schon die
Runden durch den Ausstellungsring eine Anstrengung für sie bedeuten. Einen
Deckrüden, der oft für Nachwuchs sorgte, sahen wir hinkend den Ring
verlassen. Und
wie schlimm ist es, dass so viele Beardies aus der „Oberliga“ schon in
jungen Jahren auf durchgetretenen Pfoten und mit Senkrücken daherkommen! |
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Auch
vom Wesen her entsprechen diese Hunde oft nicht mehr den Forderungen des
Standards: Nicht scheu, nicht aggressiv sollen sie sein. Ob das Wesen in
Ordnung ist, spielt bei einer Schönheitskonkurrenz keine Rolle. Scheu oder
gar aggressiv, das merkt der Welpenkäufer erst nach einiger Zeit zu Hause
... und dann fühlt sich so manch ein Züchter nicht mehr zuständig und
schiebt die Schuld auf den neuen Besitzer: „Erziehungsfehler!“ In
Wahrheit ist oft die Schilddrüse schuld, wie eine Studie gezeigt hat. Tatsächlich
muss sich der Besitzer so manches Mal eine Mitschuld anlasten lassen: wenn
er nämlich bei einem Züchter gekauft hat, der seinen Welpen nicht
ausreichend Prägung zukommen lässt, weil es ihm ums Geschäft geht. Aus
einer Zwinger-Aufzucht kauft man keinen Hund, und wenn seine Eltern noch so
viele Pokale gewonnen haben. |
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Viel
schlimmer noch: Ob der Hund (erb-)gesund ist, das merkt der Welpenkäufer
auch erst nach einiger Zeit. Dann läuft man oft von Tierarzt zu Tierarzt
oder gar zu Tierkliniken und Spezialisten – und man lässt viel Geld dort.
Der Züchter fühlt sich dann selten zuständig. Ein Züchter sagte bei einer
erblichen Knochenkrankheit: „Der Hund hat wohl mal einen Unfall gehabt!“ |
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Auch
dass es mit der Intelligenz und Eigeninitiative der Rasse manchmal nicht
mehr weit her ist, ist einigen Hundekäufern oft nur recht: „Zum Liebsein
braucht man nicht viel Grips!“ Sie behaupten, dass ein Hund leichter
auszubilden sei, wenn er sich sklavisch unterordnet, scheu zurückzieht und
einfach nur „funktioniert“. Das
Gegenteil ist der Fall:
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Ob
später Hund und Besitzer unter dem angezüchteten Fell-Unsinn leiden, ist so
manch einem Züchter völlig egal. Möchte der Besitzer das lästige Fell abschneiden, versucht der
Züchter, das zu verhindern (ein geschorener Hund ist keine gute Werbung für
die Zuchtstätte) – und wenn es schon geschehen ist, macht er dem Besitzer
Vorwürfe. |
Es geht um Pokale,
um Ansehen unter
Züchterkollegen und um Macht.
Überlanges, üppiges Fell ist nicht
standardgerecht – und es gibt noch viele andere Abweichungen vom Rassestandard. |
Viele Pokale – viele verkaufte Welpen – viel
verdientes Geld.
„Geld regiert die Welt.“
Doch: Was wirklich zählt auf der Welt, das
kann man sich für Geld nicht kaufen!
Die Zufriedenheit eines Hundes, zum Beispiel,
oder das Lachen in seinen Augen ...
Vergessen? Mail einer
Beardie-Züchterin über das Ausstellungsgeschehen: Immer gewinnen die
kleinen, hippeligen Fellmonster. Es sind eindeutig die Richter, die die
Rasse verderben. Der wunderschöne tschech. Champion hatte gegen einen
Ableger von ...(Name einer Zuchtstätte)… keine Chance. Bei diesen kleinen,
hippeligen Fellmonstern haben die Leute einfach „vergessen“, wie ein
standardgerechter Beardie mit korrekter Fellanlage auszusehen hat!!!!!!!!!! ... und leider fällt
es ihnen nicht wieder ein,
wenn sie einen
standardgerechten Beardie sehen.
Wir wünschen uns den
Beardie drahtig und kraftvoll –
eben so, wie er laut
Rassestandard sein soll.
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„Ich
bürste gerne!“